Guten Tag Ihr Lieben,
heute plaudert die Paula endlich wieder einmal aus ihrem Federmäppchen und zwar zum Thema, Erfahrungen mit Bettleserinnen und Lesern. Eigentlich während der gesamten Schreibarbeit an einem Buch bleibt die Frage wichtig, welchen Personen man das Schreibergebnis zur Lektüre und Beurteilung gibt. Welche Probleme sich dabei auftun können, möchte ich am Beispiel der Beurteilung von Amanda, Nixe, Orca zeigen.
„Du sollst Freunden und Verwandten nicht das Urteil über dein Buch überlassen, denn sie trauen sich nicht, dir die Wahrheit zusagen und sind bezogen auf dich und dein Werk nicht objektiv!“ Dieses „Schreibgebot“ ist als fast oberstes „Gebot“ in Artikeln von Schreibblogs und anderen Autorenratgebern zu finden. In den meisten Publikationen wird diese Empfehlung als goldene Regel aufgefasst, an die sich Autoren unbedingt zu halten haben. Ich gebe unumwunden zu, dass ich mich zu einem recht frühen Zeitpunkt bei der Arbeit an Orca: Zeit der Schatten, entschieden hatte, mich daran zu halten, obwohl mir stets die Frag durch den Hinterkopf geisterte: „Leute, was habt Ihr für Freunde und Verwandte, und was seid Ihr selbst für Freunde und Verwandte, wenn Ihr Euch nicht auch bezogen auf das Schreiben Rat bei Freunden und/oder Verwandten holen könnt?“
Die goldene Regel klingt logisch und wahr. Aber so ist es eben mit diesen „Geboten“. Sie sind nie vollkommen falsch. Sie haben einen wahren Kern. Schließlich kann es tatsächlich zu falschen Rücksichten von Freunden und Verwandten kommen. Es gibt im Umfeld eines jeden Autors bestimmt auch Leute, die Geschmacksfragen nicht von objektiver Kritik unterscheiden können, die mit einer Kritik oder Lobhudelei sich nur selbst feiern wollen, und die es nicht ertragen, wenn ihre Vorschläge oder Kritik nicht auf Knopfdruck mit Jubelgeschrei quittiert und sofort umgesetzt werden. Und weil das so ist, sollte man auch, wenn Freunde oder Verwandte etwas zum eigenen Buch sagen, mindestens „eine Nacht drüber schlafen“.
Wie ich gleich an einem praktischen Beispiel meiner eigenen Arbeit zeigen kann, hat der Rat von Kooperationspartnern oder fremden Bestsellern sehr ähnliche Tücken, wie die Kritik von Freunden und Verwandten sie haben kann. Und so wundert es mich nicht, dass man inzwischen auch ganz andere Töne hören und lesen kann. So las ich am Mittwoch, wie wichtig der Zuspruch von Freunden und Verwandten zum Anschub des Ebookverkaufs nach wie vor ist, auch wenn es sich bei den Ebooks um Verlagsverkäufe handelt. Und auch im folgenden Artikel geht es um die Hilfe, die das Umfeld bei der Arbeit an einem Buchprojekt bis zur Veröffentlichung ist:
https://marcusjohanus.wordpress.com/2015/09/12/kein-autor-ist-eine-insel-entscheidend-ueber-erfolg-und-misserfolg-ist-sein-umfeld/.
Zu Anfang meiner Arbeit an Orca half mir einer Meiner Freunde mit Fragen bei der Entwicklung der Personen. Er hinterfragte, was Amanda tat. Auf diese Weise kommt man als Autor ganz einfach dazu, sich selbst Fragen zu stellen, Kontexte zu hinterfragen etc. Dagegen half es mir nicht weiter, als meine Bettleserinnen, Amanda Verhalten ihren jüngeren Halbbrüdern gegenüber als inakzeptabel kritisierten und mir erklärten, dass mein Psychologieunterricht wohl doch schon zu lange her sei. Es kam zu aufreibenden Diskussionen über einige Textstellen, die zu nichts führten. Hier kommt ein Beispiel, das immer wieder Diskussionsstoff bot, und zu dem ich irgendwann nur noch gesagt habe: „Entschuldigung, aber Orca ist auch nur ein Mensch!“ „Dian setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf, und er steckte Amanda die Zunge heraus. Die aber tat, als bemerke sie das nicht. Bevor Dian aufstand, trat er Rita, die ihm gegenüber saß, kräftig gegen das Schienbein. Er war sich sicher, dass Amanda das nicht gesehen hatte. Amanda nahm Bernulk dem Jüngeren seinen Latz ab und hob ihn aus seinem Hochstuhl. Sie richtete es so ein, dass sie Dian, als er aus der Küche trat, ganz nebenbei ein Bein stellen konnte. Sie ging weiter, als sei nichts passiert. Erst am Fuß der breiten Treppe, die in den ersten Stock hinauf führte, drehte sie sich zu ihm um und meinte: „Du solltest dich besser auf das Laufen konzentrieren, anstatt darauf, anderen gegen das Schienbein zu treten!“ S.48.
Als absolut inakzeptabel wurde auch die Tatsache befunden, dass die moderne Lebensweise der Mutter in Amanda Fall vor allem auf Kosten der Mädchen gehen. An dieser Stelle bekenne ich ausdrücklich, dass ich meinen Erstleserinnen auch immer wieder gesagt habe: „Obwohl die moderne Lebensweise in Orca: Zeit der Schatten, lange Schatten auf das Leben von Amanda wirft, bin ich keineswegs für „Frauen zurück an den Herd!“ Ein positives Gegenbeispiel werdet Ihr in dem Buch finden, an dem ich gerade arbeite.
„Aber was tun, Autor?“ Das ist jetzt die Frage. Wichtig ist, an alten Fehlern nicht festzuhalten oder sogar aufgeben. Ich arbeite an Felicitas: Die ersten sieben Leben eines Pumas weiter und halte mich nicht an der frustrierenden Erkenntnis auf, durch Grabenkämpfe bei der Arbeit an dem Orcaprojekt viel Zeit und Kraft verloren z haben, sodass sicherlich andere wichtige Aspekte auf der Strecke geblieben sind. Und ich wünsche mir, dass Freunde und Interessierte, die wirklich etwas Konstruktives zu sagen haben, sich äußern zum neuen Projekt äußern, Fragen stellen etc. Den aktuellen Stand des Felicitasprojekts findet Ihr auf http://www.paulasromantik.com auf der entsprechenden Unterseite des genannten Blogs. Übrigens, Felicitas bekommt es wie Amanda mit einigen verwöhnten Jungen zu tun! 😉 Und auch sie ist natürlich auch nur ein Mensch, obwohl sie über einige herausragende Fähigkeiten verfügt. 😉
Ich wünsche Euch große Lesefreude mit allem Lesefutter, das Euch so in die Hände fällt und viel Erfolg und Vergnügen mit eigenen Schreibprojekten!
Liebe Grüße
Paula Grimm
PS: Es lohnt sich über jeden Rat, gleichgültig von wem er kommt, mindestens eine Nacht zu schlafen!